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Konferenz (19.-21.11.2025, Prag): „»And so on…« – How to make sense of Slavoj Žižek“
Ausstellung & theoretisches Begleitprogramm (2026): „no title | unfinished w_rks“
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Nichts Neues über das Neue?
Konferenz: Nichts Neues über das Neue. Perspektiven aus Philosophie, Psychoanalyse und Kulturwissenschaften
07.06.2025
Konferenzzentrum, Husová 4, Prag




»And so on…« – How to make sense of Slavoj Žižek
Konferenz: »And so on…« – How to make sense of Slavoj Žižek
19.-21.11.2025
Goethe Institut Prag, Masarykovo nábřeží 224/32, Prag

Slavoj Žižek ist unbestritten einer der am meisten rezipierten Philosophen der Gegenwart. In unzähligen journalistischen Beiträgen und theoretischen Abhandlungen interveniert er seit nunmehr über vierzig Jahren in das philosophische und politische Zeitgeschehen. Dabei ist er vielleicht als erster Intellektueller ein virales Internetphänomen, das Zentrum eines Malstroms an Memes und Clips, ein intellektuelles Spektakel.
Mag der sogenannte »Rockstar« oder »Clown« der Philosophie sich bei einem populärwissenschaftlichen Publikum auch einer großen Rezeption erfreuen, mag er zusammen mit seinen Kolleg:innen Alenka Zupančič und Mladen Dolar im Rahmen der Ljubljana-Lacan Schule eine eigene Strömung, einen neuen Diskurs zur »postödipalen Gesellschaft« und kreative, aktuelle Lesarten Hegels und Lacans begründet haben, – innerhalb der Akademie gibt es nur eine unverhältnismäßig kleine Nische der Žižek-Forschung.
Dem wollen wir mit einer Konferenz zu seinem Werk beikommen und dabei eine Plattform insbesondere für junge Philosoph:innen bieten, die sich in dem maßgeblich durch Žižek begründeten Feld zwischen klassischer deutscher Philosophie, lacanscher Psychoanalyse und marxistischer Politik bewegen. Dabei arbeiten wir mit der Karls-Universität Prag, dem Mitteleuropäischen Institut für Philosophie und dem Institut für Philosophie, Psychoanalyse und Kulturwissenschaften zusammen.
In fünf Panels werden wir die durch Žižek aufgeworfenen Fragen in der Ontologie, der Sexualität, der Ästhetik, der Ideologiekritik und politischen Theorie diskutieren, sein Werk kritisieren und weiterdenken. Neben Vorträgen von außer- und innerakademischen Philosoph:innen und Kulturschaffenden wird in einem Workshop mit praktizierenden Psychoanalytiker:innen auch die klinische Dimension vertreten sein. Die künstlerische Auseinandersetzung mit Žižeks Werk erwartet uns in Form einer Ausstellung lokaler Künstler:innen im Foyer des Jugendstil-Klassikers, in dem das Goethe-Institut Prag untergebracht ist. Prag bietet dabei als geographisches Zentrum Europas und intellektueller Schnittstelle von Ost und West den idealen Ort. Sprachen werden Englisch, Deutsch und Tschechisch sein, übersetzt wird ins Englische.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen! Um Anmeldung via E-Mail wird gebeten. Das vollständige Programm wird zeitnah hier veröffentlicht werden.
Kontakt: graack [ättt] ippk [punkt] de
Beitragende:
- Prof. Alenka Zupančič
- Prof. Dominik Finkelde
- Wolfgang M. Schmitt
- Prof. Fabio Vighi
- Prof. Dr. med. Lutz Götzmann
- Dr. Tove Soiland
- Dr. Josef Fulka
- Dr. Jelena Novak
- Dr. med. Michael Meyer zum Wischen
- Dr. Michael Hauser
- Dr. Marcus Quent
- Dr. Peter Takáč
- Pavel Kabát
- Alex Janda
- Jac Lewis
- Nico Graack
- Jan David Schenk
- Emily Laurent-Monaghan
- Paris Lavidis
- Moritz Balthasar Herrmann
- Mia Kaven
- Wuan Ni Wooi
- Khalat Ibrahim
Mit freundlicher Unterstützung durch:
Cooperatio Fund, FHS Univerzita Karlova


no title | unfinished w_rks
Wanderausstellung mit theoretischem Begleitprogramm
2026
Kiel/Berlin/Prag/Wien
Heute werden wir mit dem überwältigenden Zwang bombardiert, „das Beste aus uns herauszuholen“, kreativ und fröhlich zu sein und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Dies hat alles andere als eine Gesellschaft freier und kreativer Menschen geschaffen, die in ihren Leidenschaften und Projekten gedeihen. Stattdessen schwebt das Gefühl zu scheitern über den allgegenwärtigen Komplexe von Scham, Schuld und Angst: Hochstapler-Syndrom, FOMO, Auto-Aggression, Depression und Burnout sind nur einige der Schlachten im Krieg, den das westliche, bürgerliche „Leistungssubjekt“ (Byung-Chul Han) gegen sich selbst führt. Vor allem in der Kunst und der Wissenschaft dreht sich eines der Schlachtfelder dieses Krieges um das Fertig werden – und das Scheitern dabei.
Selbst wenn wir alle Muße hätten, die wir bräuchten, wäre der Akt des Fertigstellens problematisch – die Negativität wird immer da sein. Diese Situation wirft eine Reihe von schwierigen Fragen auf: Wann und warum betrachten wir ein Werk (der Kunst) als abgeschlossen? Wenn es fertig sein soll, muss es angefangen haben – wann und wie? Und was genau ist der Zusammenhang zwischen „fertig werden“ und „etwas erreichen“? Was könnte eine Antwort auf die Imperative von Leistung und Kreativität sein? Und vor allem: Warum sollten nur fertige Werke wertvoll sein (ausgestellt zu werden)?
Wir haben es satt, uns unzureichend zu fühlen – wir sind überzeugt, dass es einen neuen Stolz zu lernen gibt: den Stolz des Scheiterns! Wir nehmen die Negativität an, die damit einhergeht. Deshalb eröffnen wir einen Raum der Kunst und der Philosophie, um uns zu treffen, zu diskutieren und die Scherben aller möglichen unvollendeten Projekte zu präsentieren.
Das Konzept. Unvollendete Kunstwerke werden neben einem philosophischen Programm mit Vorträgen und Performances ausgestellt. Sowohl die Kunst als auch die Philosophie sind Mittel, um die genannten Probleme anzugehen, und können von einem Dialog, der ihre üblichen disziplinären Grenzen überschreitet, profitieren. Die Ausstellung wird im Jahr 2026 durch vier Städte wandern und in jeder einen kurzen Zeitraum (1-3 Wochen) mit einem dichten Programm bieten: Prag, Berlin, Wien und Kiel.
Die Kunstwerke werden nicht über einen offenen Aufruf gesammelt – um der Aufgabe des Kuratierens gerecht zu werden – sondern über die künstlerischen und philosophischen Gemeinschaften, denen wir angehören. Die Kuration wird von einer Gruppe von Mitgliedern der Prager Gruppe* und eingeladenen Künstlern durchgeführt, wobei wir anerkennen, dass ein gewisser Hintergrund in Kunstgeschichte und -theorie erforderlich ist. Der Ausstellungsraum soll in drei Phasen des Unvollendeten unterteilt werden: Erstens, das Werk, das nie begonnen wurde, das Gemälde, das nie gemalt wurde, oder das Buch, das nie geschrieben wurde, zweitens, das Werk, das irgendwann fallen gelassen wurde, um nie wieder aufgenommen zu werden, und drittens, das Werk, das nie den Feinschliff erhielt, der es erlauben würde, es als fertig zu betrachten – bereit, dem Blick des Anderen präsentiert zu werden. Es gibt keine Beschränkung hinsichtlich der Form oder des Inhalts der Kunstwerke.
Das theoretische Programm besteht aus mindestens drei Teilen, die an verschiedenen Tagen stattfinden werden: Erstens ein einführender, performativer Vortrag über das Hochstapler-Syndrom, zweitens eine interaktive Malerei-Performance, die sich mit der Frage des „etwas (fertig) sein lassens“ auseinandersetzt, und drittens ein abschließendes Gespräch über das Unfertige aus der Perspektive der Sozial- und politischen Philosophie sowie der Kunsttheorie mit einem offenen Raum für die Diskussion und Reflexion der Erfahrung der Ausstellung, die an diesem Abend zu Ende gehen wird. Das Programm wird mit Ideen aus den philosophischen und kunsttheoretischen Gemeinschaften, denen wir angehören, gefüllt sein und kann noch erweitert werden.
Are we serious? Humor in debates of the 21st century
Impulsvorträge und offene Diskussion
02.08.2024
Festival The Farm, Bayern







Inmitten der bezaubernden grünen Felder und dichten Wälder des deutschen Fichtelgebirges gelegen, ist das jährliche Festival „The Farm“ ein pulsierendes Zusammentreffen von alternativen Köpfen, alten Freund:innen und umwerfenden musikalischen Kompositionen. In diesem Jahr hatte die PG* die Ehre, neben dem rhythmischen Rock’n’Roll unserer Hüften zu den pulsierenden Beats des orientalischen Tech-House, der Veranstaltung eine philosophische Note mit einer offenen Diskussion mit dem Titel „Are we serious? Humor in debates in the 21st Century!“zu verleihen.
Drei unserer Mitglieder:innen, Thérèse Gräff, Nico Graack und Marius Sitsch, bereiteten den Boden für einen fruchtbaren Austausch mit den Teilnehmenden, indem sie in jeweils fünfminütigen Kurzreferaten interessante „Hot Takes“ präsentierten.
Zunächst erzählte Marius die Geschichte, wie der Philosoph Thales von einer thrakischen Sklavin ausgelacht wurde, weil er in einen Brunnen gefallen war, und wies auf die Macht und Freiheit hin, die das Lachen bietet. Er führte die Zuhörer in das Konzept des Lachens als Reaktion auf die Absurdität des Lebens ein und betonte, dass das Ausbrechen in Lachen eine einzigartig menschliche Eigenschaft ist. Oder war das Weinen? Er betonte die enge Beziehung zwischen den beiden und schlug vor, dass sie sogar ein und dasselbe sein könnten.
Als Nächstes bot Nico eine anregende Analyse der gegenwärtigen US-Politik und stellte die Frage, ob Trumps Verwendung von Memes über sich selbst das Ende des subversiven Humors als Mittel gegen den Staat oder zur Stärkung der Machtlosen bedeutet. Im Gegensatz zu Marius‘ Überlegungen argumentiert er, dass dies der Fall ist, und legt nahe, dass sich der Staat, wenn er sich selbst humorisiert, seine eigene Opposition zu eigen macht: Der Einsatz von Humor als Form der Gegenmacht setzt die Ernsthaftigkeit auf Seiten der Macht voraus.
Schließlich bereicherte Thérèse die Diskussion mit einer Analyse der Machtdynamik und Verletzlichkeit in humorvollen Interaktionen. Sie schlug vor, dass echtes Lachen über sich selbst, während man sich auch über andere lustig macht, eine Form der Verletzlichkeit darstellt, die zu einer respektvollen Interaktion beiträgt. Indem sie die beiden erstgenannten Positionen miteinander verband, begründete sie, dass diese Herangehensweise an den Humor Sensibilität und Selbstreflexion zulässt und uns in die Lage versetzt, Spaß zu machen, ohne andere zu überwältigen.
Den drei Impulsen folgte eine lebhafte Diskussion mit den Teilnehmenden: Die Frage des Humors als Form des Protests wurde ebenso aufgeworfen und diskutiert wie die Frage des Verzeihens und Vergebens bei unangemessenem Lachen, und auch ein sensibler Umgang mit Witzen war ein heißes Thema. Das Fazit, das uns am Ende im Gedächtnis blieb: Warum nehmen wir uns so ernst? Lasst uns lockerer werden, tanzen gehen und uns von Zeit zu Zeit über unsere eigene Ernsthaftigkeit lustig machen.
Die drei Impulse wurden in der Y – Zeitschrift für atopisches Denken auf Deutsch veröffentlicht und finden sich hier.